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«Kraftlos gemalte Helgen?». Der Weg zur modernen Glasmalerei in Frauenfeld

Die in der Kunst des 19. Jahrhunderts gängige Praxis, an vergangene Stilepochen anzuknüpfen, gerät um 1900 zunehmend in Kritik. Künstler, Architekten und Intellektuelle verurteilen die rückwärtsgewandten Werke als blasse Kopien historischer Vorbilder und zweifeln an deren künstlerischen Qualität und Originalität. Anlässlich des Internationalen Jahr des Glases beleuchtet Kunsthistorikerin Dr. Katrin Kaufmann am Museumshäppli vom Donnerstag, 29. September 2022 wie diese kontrovers geführte Debatte den Weg zur modernen Glaskunst ebnet.

Weg mit alten Vorbildern – so lautet die Forderung der Kunstelite Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Jugendstil und andere künstlerische Reformbestrebungen kommen da genau richtig. Sie bilden das Fundament für die Erneuerung der Kirchenkunst.

Neue Stilrichtungen gefragt

Die Glasmalerei-Ateliers können sich diesen neuen Entwicklungen nicht entziehen. Sie versuchen Schritt zu halten, indem sie die Bild- und Formensprache des Jugendstils in ihr Repertoire aufnehmen. Zudem führen sie Entwürfe bekannter bildender Künstler aus, die sich neu für Glas als Material begeistern.

Eher konservative Auftraggeber wünschen sich von den Ateliers weiterhin Glasmalereien in historistischer Manier. Um 1930 setzt sich aber definitiv die Moderne durch, worauf in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche als Kitsch verschriene historistische Glasfenster aus den Kirchen entfernt werden.

Reicher Schatz in Frauenfeld

Katrin Kaufmann beschreibt den Weg zur modernen Glasmalerei anhand von Meisterwerken in Frauenfeld, wie beispielsweise die Glaskunst von Ernst Linck in der evangelischen Kirche St. Johann oder dem Fenster von Antonio Augusto Giacometti in der evangelischen Stadtkirche. Die Expertin für moderne Glasmalerei bezieht sich dabei auf die Forschung zum reichen Schatz der Thurgauer Glasmalereien, der in den letzten Jahren inventarisiert, dokumentiert und 2022 in einer Publikation veröffentlicht worden ist. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Vitrocentre Romont war Katrin Kaufmann an diesem Forschungsprojekt massgeblich beteiligt.

Die Veranstaltung startet um 12.30 Uhr im Schloss Frauenfeld. Die Platzzahl ist beschränkt, Anmeldung erforderlich.

Die Taufe Christi in der evangelischen Kirche St. Johann in Frauenfeld-Kurzdorf, nach einem Entwurf von Ernst Linck, 1916. Foto: Vitrocentre Romont
Die Taufe Christi in der evangelischen Kirche St. Johann in Frauenfeld-Kurzdorf, nach einem Entwurf von Ernst Linck, 1916. Foto: Vitrocentre Romont

Veranstaltungsort

Schloss Frauenfeld
8510 Frauenfeld

Allgemeine Angaben

Tel. +41 58 345 73 80
historisches.museumNULL@tg.ch
https://historisches-museum.tg.ch

Organisation

Historisches Museum Thurgau

Anmeldeformular

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