Teuerungsmedaillen. Zeitzeugen einer dramatischen Hungersnot im Jahr 1817
Ein gewaltiger Vulkanausbruch in Indonesien veränderte im Jahr 1815 die Welt. Aus den nachfolgenden Krisenjahren mit Wetterextremen, Hungersnöten und Krankheiten stammen Teuerungsmedaillen als Zeugnisse des Leids. Der Numismatiker Ruedi Kunzmann spricht in seinem Vortrag am 27. Februar 2025 über die Folgen der grössten Naturkatastrophe des 19. Jahrhunderts.
Es herrschten Ernteausfälle, Hungersnöte und wirtschaftliche Not – ausgelöst durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien. Die Auswirkungen dieser Eruption zeigten sich monatelang rund um den Globus. In Europa ging 1816 als das «Jahr ohne Sommer» in die Geschichte ein und zog 1817 eine dramatische Hungersnot nach sich. Lebensmittel waren knapp und für viele unerschwinglich. Auch im Kanton Thurgau litten die Menschen Hunger und ernährten sich in ihrer Verzweiflung von Kleie und Knochengallerte.
Gesellschaftliche Folgen der Klimakatastrophe
Hungersnöte tangierten nicht nur die Nahrungsmittelversorgung, sondern stellten soziale Strukturen und Werte in Frage. Vom Hunger betroffene Menschen verloren ihre gesellschaftliche Stellung, waren zum Betteln oder zur Auswanderung gezwungen. Vom fernen Vulkanausbruch wusste damals niemand. Viele sahen in der Katastrophe eine Strafe Gottes, Verschwörungstheorien und abergläubische Vorstellungen erhielten Aufwind, Händler nutzten die Notlage aus, die Preise explodierten. Schätzungen zufolge starben in der Schweiz rund 10'000 Menschen an den Folgen der Hungersnot. Erst der Ausbau der Eisenbahn Ende des 19. Jahrhunderts und der Einsatz von Kunstdünger verbesserten die Nahrungsmittelversorgung.
Teuerungsmedaillen als Erinnerung und Mahnung
Die Krise fand ihren Ausdruck in sogenannten Teuerungsmedaillen. Sie zeigten Stadtansichten und Preisangaben und dienten als Erinnerung an die dramatischen Ereignisse. Gerahmt und aufgehängt sollten sie die Nachwelt an ein gottgefälliges Leben erinnern. Bekannte Beispiele stammen aus Zürich, Schaffhausen und Frauenfeld. Der Vortrag von Numismatiker Ruedi Kunzmann bietet aufschlussreiche Einblicke in die Bedeutung dieser Medaillen sowie in die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Hungersnot von 1817.
Museumshäppli vom Donnerstag, 27. Februar 2025, 12.30 bis 13 Uhr, im Schloss Frauenfeld. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich.
Ereignismedaille (Hungermedaille) mit Darstellung der Stadt Frauenfeld zur grossen Teuerung 1816 und 1817, unsigniert, Herstellungsraum Schweiz
Veranstaltungsort
Schloss Frauenfeld
8500 Frauenfeld
Allgemeine Angaben
Tel. +41 58 345 73 80
historisches.museumNULL@tg.ch
https://historisches-museum.tg.ch
Organisation
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