Auswandern in den Thurgau. Saisoniers aus Süddeutschland und Berner Einwanderinnen
Einwanderungswillige waren im Thurgau vor 150 Jahren willkommen. Die gesuchten Fachkräfte kamen aus dem Emmental und dem Schwabenland – und das in Scharen. Ein wesentlicher Grund war der Arbeitskräftemangel in der hiesigen Landwirtschaft. An der öffentlichen Führung im Schaudepot St. Katharinental vom Sonntag, 8. September 2024, nimmt Sammlungskuratorin Carmen Aliesch, das Publikum mit in diese aufreibende Zeit.
Ende des 19. Jahrhunderts zog es junge Thurgauerinnen und Thurgauer in die Industriestädte, wo bessere Löhne und neue Arbeitsplätze lockten. Ihre helfenden Hände fehlten ab sofort in der Landwirtschaft. Abhilfe schafften einwanderungswillige Landarbeiterinnen und Bauern aus zwei unterschiedlichen Regionen.
Muskeln und Innovation aus Bern
1930 bestand fast 10% der Thurgauer Bevölkerung aus eingewanderten Berner Familien. Zeugen davon sind zahlreiche Berner Familiennamen wie von Siebenthal, Gerber oder Zurbuchen, die sich in der Ostschweiz etabliert haben. Eine bleibende Prägung bescherten die zugewanderten Käser dem Thurgau. Noch 1985 stellten von den 166 Thurgauer Käsereien 120 «Emmentaler» her. Während der Tour im Schaudepot St. Katharinental mit seinen 12 000 Originalgegenständen aus vorindustrieller Zeit präsentiert Carmen Aliesch Geräte und Geschichten, die ihre Wurzeln ursprünglich im Kanton Bern haben.
Süddeutsche Erntehelfer
Junge Heuerinnen und Mäher boten ihre Dienste im Frühsommer am Romanshorner Heuermarkt feil. Noch bekannter waren die sogenannten «Schwabenmaitli» und «Schwabenschnitter», die jeden Sommer für die Getreideernte in die Nordostschweiz kamen. Weshalb besonders die weibliche Wanderarbeit aus Süddeutschland ab den 1870er- Jahren unerwünscht war, wird an der öffentlichen Führung aufgerollt.
Auf eigene Faust entdecken
Nebst der geführten Tour steht das Schaudepot St. Katharinental von 13 Uhr bis 16 Uhr zur freien Besichtigung offen. Für Fragen steht Carmen Aliesch, Kuratorin der volkskundlichen Sammlung, Rede und Antwort. Der Genuss eines kulinarischen Leckerbissens auf der idyllischen Terrasse im Café Katharina am Rhein runden den Sonntagsausflug nach Diessenhofen ab.
Die Führung startet um 14 Uhr, der Eintritt ist frei (Kollekte).
Mädchen mit Kinderheugabel in Berner Form, 1930.
Veranstaltungsort
Schaudepot St. Katharinental
Diessenhofen
Allgemeine Angaben
Tel. 058 345 73 80
historisches.museumNULL@tg.ch
http://www.historisches-museum.tg.ch
Organisation
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